Am Donnerstag, 05.08.2010 hat mich Herr Klein von der Esslinger Zeitung besucht. Am 11.08.2010 ist dann ein feiner Artikel in der Esslinger Zeitung erschienen und auch im Internet veröffentlicht worden:
http://www.esslinger-zeitung.de/lokal/lokalsport/sportnews/Artikel587386.cfm


Der Handarbeiter

Der 46-jährige Esslinger Markolf Neuske betreibt seit drei Jahren mit dem Handbike Leistungssport

Quelle: Esslinger Zeitung - 11.08.2010


Von Malte Florian Klein

Esslingen - Markolf Neuskes Renngefährt sieht futuristisch aus: Ein Handbike genanntes Liegefahrrad mit drei dünnen Rennreifen, einer vorne, zwei hinten, und mit 27 Gängen. Eine silberne Kurbel dient als Handantrieb. Neuske - der Handarbeiter. 

Nach einem Motorradunfall 1984 ist der Sirnauer querschnittsgelähmt. Dieses Handicap ist für den 46-Jährigen kein Grund, sich nicht sportlich zu betätigen. Nach seinem Unfall fuhr Neuske zunächst RennRollstuhl und startete beim Marathon in Berlin. Im Jahr 2003 stieg er auf das Handbike um. Mittlerweile hat der Anwendungsentwickler bei einem Softwareunternehmen ein beachtliches Niveau im Handbikefahren erreicht - seit drei Jahren betreibt er Leistungssport.

Neuskes Erfolge sind keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis harten Trainings. Wie man effektiv trainiert, brachte ihm der Vorbesitzer seiner Rennmaschine bei: Der WM-Silbermedaillengewinner Elmar Sternath. Der Kontakt ergab sich rein zufällig. „Ich habe eines der Räder von ihm gebraucht gekauft.“ Der Wettkampf-erprobte Sternath bot sich als sein Trainer an, und „seitdem habe ich einen richtigen Schub gemacht“, erzählt Neuske. „Früher bin ich einfach gefahren. Heute trainiere ich systematisch.“ 

Die Leistungen verbesserten sich zusehends. Seinen größten Erfolg erzielte der Handbiker 2009 beim Marathon in Heidelberg, den er in beachtlichen 1:11:16 Stunden bewältigte. „Da hatte ich sogar einen Schnitt von 35 Stundenkilometern“, sagt er zufrieden. Auf der Bestenliste des europäischen Handbiker-Verbandes EHC, die sich als Gesamtwertung aus acht Rennen in Europa zusammensetzt, steht der Esslinger in seiner Altersklasse auf dem achten Platz. Bei Welt- und Europameisterschaften oder Paralympics fährt Neuske allerdings nicht mit. „Dafür hätte ich 10 bis 15 Jahre früher mit dem Handbikefahren anfangen müssen.“ Aber 2012 möchte er bei den Paralympics in London als Zuschauer dabei sein.

Fünf Mal wöchentlich trainiert Neuske. Wenn draußen schlechtes Wetter ist, dreht er im Keller am Rad. „Heute Morgen war ich schon zwei Stunden auf der Rolle“, erzählt er. Unter dem Vorderreifen ist, wie bei einem Hometrainer, eine Metallrolle installiert.

Sportgerät kostet 6000 Euro

Neuske besitzt drei Handbikes, die Rennmaschine kostet zirka 6000 Euro. Das Sportgerät ist exakt auf seinen Körper abgestimmt - eine Sonderanfertigung. Routiniert schwingt sich der 46-Jährige aus dem Rollstuhl auf den Liegesitz des Rads, hängt seine Beine in Schlaufen neben den Vorderreifen und rutscht so weit runter, dass er mit dem Körper unter der Kurbel liegt. Mit der Kraft seiner Hände und Arme bringt Neuske das Rand in Schwung. Wie lange er trainiert, legt der Trainer fest. Seine Ergebnisse zeichnet ein Chip an der Radnabe auf. „Wenn ich mal weniger fahre, sieht das der Trainer“, sagt er lächelnd. Neuske trainiert vor allem auf den Rad- und Feldwegen in der Region. „Ich habe mir eine Landkarte im Maßstab 1:25 000 gekauft und mir darauf die Nebenwege angesehen. Dann bin ich die abgefahren“, erzählt der Handbiker.

„Sonntags stelle ich mir manchmal den Wecker auf 6.30 Uhr und fahre zwei Stunden auf einer Asphaltstraße“, sagt der Esslinger. Mit seinem Beruf kann Neuske den Leistungssport gut verbinden. „Ich arbeite drei Tage pro Woche ganztags.“ An einem dieser Arbeitstage trainiert er schon früh morgens, bevor er ins Büro fährt. An den freien Tagen widmet er sich intensiv dem Sport. In diesem Jahr ist Neuske bereits 5000 Kilometer gefahren. Gerade war er im Urlaub in der Steiermark, selbstverständlich mit Handbike. Neuskes Trainingspensum: In zehn Tagen gut 500 Kilometer - das ist die Strecke Esslingen - Münster. 

Und das alles mit Handarbeit.

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